Seit 2023 hat sich der „integrative Nachbarschaftstreff“ als eine Art zweites Wohnzimmer – einen Ort der Begegnung und des Austauschs, mit verschiedenen, partizipativen Angeboten – in Diepholz etabliert. Vielfältige Befragungsmethoden, Sozialraumanalysen sowie die Ansprache unterschiedlicher Akteure und Anwohner*innen haben ergeben, dass es in Diepholz einen hohen Bedarf an Angeboten für armutsgefährdete bzw. -betroffene Familien mit Kindern im Kleinkind- bis Vorschulalter gibt. Vor allem Alleinerziehende und junge Familien sind gefährdet, in eine generationsübergreifende Armutsspirale zu geraten. Mit dem Projekt „Café Familien(t)räume“ treten wir diesem Problem entschieden entgegen. Wir schaffen ein niedrigschwelliges, partizipatives Angebot für die Zielgruppe, welches den (interkulturellen) Austausch aktiv fördert und eine Plattform für Kompetenzerwerb, Informationsgewinn, gegenseitige Unterstützung sowie gesellschaftliche und soziale Teilhabe bietet. Gleichzeitig ermöglicht es durch gezielte Frühförderung den Kleinsten den bestmöglichen Start in die Gesellschaft. Einmal wöchentlich findet das Familiencafé statt, das sich in drei Teile gliedert: a) Das gemeinsame Frühstück bzw. der Brunch fördert die Gemeinschaft und die soziale Teilhabe und lädt zum Austausch ein. Das Miteinander stärkt das Zugehörigkeitsgefühl im Quartier. b) Im Anschluss gibt es eine Gesprächsrunde der Erwachsenen, die durch gezielte kleine Inputs und ggf. Gäste zum Austausch über Themen, die die Teilnehmer*innen in ihrem Alltag beschäftigen, anregen. Dies fördert den Kompetenzerwerb, stärkt das Selbstwertgefühl und die Selbstwirksamkeit. Gemeinsam werden Probleme und mögliche Wege aus der Armutsspirale besprochen und gelöst. Bei Bedarf erhalten die Teilnehmer*innen ergänzend eine Verweisberatung. c) Die Betreuung der Kinder mit erlebnispädagogischer Frühförderung steigert ihre Entwicklung und Bildung. Dadurch wird ihnen soziale Teilhabe ermöglicht und durch Armut verursachte Bildungsnachteile werden ausgeglichen. Den Kindern wird ein gleichberechtigter Start ins Bildungsleben ermöglicht. Das Angebot etabliert sich und trägt zur Chancengleichheit in der Nachbarschaft bei - die Armutsspirale kann generationsübergreifend bekämpft werden. Es ist anzustreben, dass sich das Angebot so etabliert, dass in der Anschlussförderung die intensive Begleitung durch Hauptamtliche reduziert und das Familiencafé von den Teilnehmenden fortgeführt werden wird.
Viele Anwohner*innen der Diepholzer Innenstadt – insbesondere junge Familien, Alleinerziehende, Menschen mit Flucht- oder Zuwanderungsgeschichte sowie Personen aus sozial benachteiligten Milieus – leben in sozialer Isolation. Sie sind auf staatliche Hilfen angewiesen oder arbeiten im Niedriglohnsektor. Das führt zu einem hohen Bedarf an geschützten, niedrigschwelligen Treffpunkten für Familien ohne Konsumzwang. Zudem sind während der Pandemie viele niedrigschwellige Angebote für Familien und Kinder dauerhaft weggefallen. Existenzängste sind für viele von ihnen Alltag und die zunehmende Inflation hat diese Ängste weiter verstärkt. Sprachliche Barrieren, kulturelle Unsicherheiten und mangelnde Informationen erschweren vielen Familien zusätzlich die Orientierung. Die Kinder dieser Familien sind besonders armutsgefährdet, da es in Diepholz kaum kostenfreie, wohnortnahe Angebote gibt, die Bildung, Bewegung und soziale Entwicklung spielerisch und leicht zugänglich fördern. Dadurch entsteht ein Kreislauf der Armut. Bestehende kostenlose Angebote wie das „Café Kinderwagen“, das Netzwerk „Frühe Hilfen“, Jugendtreffs oder die Vereinsarbeit richten sich entweder an Familien mit Kindern im ersten Lebensjahr oder erst wieder ab dem Grundschulalter. In der Angebotslücke zwischen diesen Altersgruppen fühlen sich Familien alleingelassen – insbesondere jene mit begrenzten Ressourcen. Es braucht dringend einen beständigen, niedrigschwelligen, mehrsprachigen Ort für Begegnung, Austausch, Informationen und frühkindliche Förderung.